Die schillernde Welt der Schmetterlinge

Wenn es darum geht, ein landschaftliches Idyll darzustellen, gehören auf jeden Fall Schmetterlinge dazu. Gemeinhin stellt man sich unter „Schmetterling“ eher die Tagfalter vor, die häufig prächtige Farben und Muster zur Schau tragen. Tatsächlich aber ist die Familie der Schmetterlinge viel größer. Denn natürlich gehört auch die viel größere, also artenreichere Gruppe der Nachtfalter dazu.

Was schätzt Du, wie viele verschiedene Schmetterlingsarten (also Tag- und Nachtfalter zusammen) es in Deutschland gibt? Ich wette, Du hast die Zahl zu niedrig geschätzt: Tatsächlich gibt es in Deutschland nämlich rund 3700 verschiedene Schmetterlingsarten, darunter etwa 190 Tagfalterarten.

Noch relativ häufig: Das Tagpfauenauge.

Mal ehrlich: Wie viele davon hast du in deinem Leben tatsächlich gesehen? Wahrscheinlich kennst Du den Admiral, das Tagpfauenauge oder den Zitronenfalter, sicher auch den Kohlweißling. Aber was ist mit den vielen anderen Arten? Die meisten bleiben uns verborgen, und das liegt nicht nur daran, dass sie nachtaktiv oder winzig sind. Viele Schmetterlingsarten sind selten oder bedroht.

Früher, so hört man oft von älteren Generationen, war die Luft an Sommertagen voller flatternder Farben. Und heute? Schon ein einzelner Zitronenfalter lässt uns innehalten, weil er so selten geworden ist. Warum? Das liegt an uns Menschen – an der Art, wie wir Landschaften verändern, wie wir Landwirtschaft betreiben und wie wir unsere Umwelt behandeln.

 

Ein Großteil der Schmetterlingsarten ist auf ganz bestimmte Lebensräume spezialisiert: blühende Wiesen, Moore, Waldränder oder Sanddünen. Doch solche Lebensräume gibt es kaum noch. Artenreiche Wiesen sind in Deutschland selten geworden, weil sie durch monotone Weideflächen oder Äcker ersetzt wurden. Das bedeutet, dass auch die Nahrungspflanzen der Raupen – die Grundlage für das Überleben vieler Schmetterlinge – verloren gegangen sind.

Zitronenfalter auf einer Schnittlauchblüte

Wenn wir an Schmetterlinge denken, denken wir meistens an die erwachsenen Falter mit ihren bunten Flügeln. Doch bevor sie fliegen können, müssen sie eine lange Reise als Ei, Raupe und Puppe durchlaufen. Und genau da liegt das Problem: Viele Schmetterlingsraupen sind auf bestimmte Pflanzen spezialisiert. Der Schwalbenschwanz zum Beispiel braucht wilde Möhre oder Fenchel, der Aurorafalter Wiesenschaumkraut und der Zitronenfalter den Faulbaum. Und genau diese Pflanzen fehlen in unseren intensiven Kulturlandschaften. Häufig hingegen siehst Du genau die Falter, deren Raupen sich von Pflanzen ernähren, die in unserer nährstoffreichen und artenarmen Kulturlandschaft vorkommen.

Ein weiteres Problem: Schmetterlinge sind empfindlich. Pestizide, Überdüngung und Klimawandel setzen ihnen zu. Selbst nachtaktive Arten wie die vielen Motten, die du vielleicht nie bewusst wahrgenommen hast, sind von der Lichtverschmutzung bedroht. Die Straßenlaternen und Leuchtreklamen, die uns die Nacht erhellen, verwirren sie so sehr, dass sie ihre Orientierung verlieren und erschöpft sterben.

Ein Großes Ochsenauge trinkt Nektar an Thymianblüten

Schmetterlinge sind nicht nur schön anzusehen – sie sind auch unverzichtbare Helfer in der Natur. Viele Pflanzenarten sind auf Schmetterlinge als Bestäuber angewiesen. Gleichzeitig stehen sie am Anfang der Nahrungskette: Vögel, Fledermäuse und andere Tiere ernähren sich von Schmetterlingsraupen und -faltern. Weniger Schmetterlinge bedeuten also weniger Nahrung für andere Arten – ein Teufelskreis.

Schmetterlinge sind ein deutlich sichtbarer Gradmesser für den Zustand der Natur. Wo viele Schmetterlinge leben, ist die Welt in Balance. Wo sie fehlen, stimmt etwas nicht.

Das Schöne ist: Jeder von uns kann etwas tun, um den Schmetterlingen zu helfen. Lass einfach mal die Brennnesseln im Garten stehen – sie sind eine wichtige Futterpflanze für viele Raupen. Gezielt kannst Du auch weitere Pflanzen in Deinen Garten holen, die Nahrungsgrundlage für die Schmetterlingsraupen sind oder den Schmetterlingen Nektar bieten. Hier auf der Homepage oder im Internet findest Du dazu Informationen. Du kannst auch artenreiche Blühwiesen anlegen – das perfekte Zuhause für Schmetterlinge und andere Insekten. Schau hier, wie das geht!

Am wichtigsten ist vielleicht, dass wir uns wieder bewusst machen, wie wertvoll und wunderschön diese kleinen Wesen sind. Wenn du das nächste Mal einen Schmetterling siehst, bleib stehen. Beobachte, wie er sich auf einer Blüte niederlässt, wie seine Flügel im Sonnenlicht schimmern. Und erinnere dich daran, dass wir für den Erhalt solcher Momente Verantwortung tragen.